Der Vertrauensarzt soll die Besonderheiten und auch Fallstricke bei der Beurteilung der nachfolgend diskutierten neurologischen Krankheitsbilder und Syndrome in Bezug auf Diagnostik, Prävention, Medikation und operative Verfahren kennen.
Die Durchführung einer stationären neurologischen Rehabilitation ist in den meisten Fällen von ALS angesichts des rasch progredienten Verlaufs nicht hilfreich.
Bei den einzelnen antiepileptischen Arzneimitteln ergibt sich ein besonderes Problem beim Wechsel auf inhaltsgleiche Präparate (aut idem). Bei Patienten mit Epilepsie, die in sorgfältig titrierten Wirkbereichen behandelt werden, können nach einem derartigen Wechsel Konzentrationsschwankungen einerseits zum Auftreten von unerwünschten Nebenwirkungen und andererseits zu einem Wirkverlust, d.h. zu erneuten Anfällen führen. Dies wurde in der Fachliteratur wiederholt dokumentiert. Daher sollte ein Präparatewechsel nicht erfolgen, wenn durch die bestehende Dosierung Anfallsfreiheit erzielt und die gewählte Dosis gut toleriert wird.
Siehe Kapitel Neurochirurgie.
Eine stationäre neurologische Rehabilitation kommt insbesondere nach epilepsie-chirurgischen Eingriffen in Frage. Das Modulare Schulungsprogramm Epilepsie MOSES ist ein interaktives Programm, das die Schulung von Betroffenen in Kleingruppen ermöglicht.
Bei diesen Patienten kann sowohl eine neurologische, eine psychiatrische oder eine psychosomatische stationäre Rehabilitation erforderlich werden.
Aktuell drängen die Calcitonin Gene-Related Peptide(CGRP)-Hemmer zur Migräneprophylaxe auf den Markt (Link Pubmed): Die Behandlung mit Erenumab (Aimovig®) bedarf der Kostengutsprache durch den Krankenversicherer nach vorgängiger Konsultation des Vertrauensarztes. Die Erteilung der Kostengutsprache soll maximal eine Dauer von 12 Monaten abdecken. Die Diagnosestellung, die Verordnung von Aimovig® und die Verlaufskontrolle darf ausschliesslich durch einen Facharzt für Neurologie erfolgen. Die Substanz wird monatlich sc injiziert. Fremanezumab, Galcanezumab und Eptinezumab sind noch nicht zugelassen. Die CGRP-Hemmer sind Placebo überlegen, ein Direktvergleich mit einem herkömmlichen Basistherapeutikum fehlt.
Ein CGRP-Hemmer kann bei episodischer oder chronischer Migräne eingesetzt werden, wenn zuvor zwei herkömmliche Präparate während je dreier Monate ohne Wirkung eingenommen wurde oder wenn mehrere Präparate nicht toleriert wurden. (Link Pubmed / Link Pubmed).
Der Entzug der missbrauchten Substanz ist die Therapie der Wahl. Ein stationärer Entzug ist indiziert bei langjährigem Missbrauch, Einnahme psychotroper Substanzen (Barbiturate, Benzodiazepine), kodeinhaltiger Analgetika oder von Opioiden sowie bei Depression, bei einem schwierigen familiären Umfeld oder nach einem früheren erfolglosen ambulanten Entzug.
Zur Basisbehandlung der schubweise verlaufenden MS (RRMS) sind folgende Präparate in der SL gelistet:
Die intravenös verabreichbaren Präparate sind aktiven schubförmigen MS-Formen vorbehalten.
Zur Behandlung der sekundär chronisch-progredient verlaufenden MS (SPMS) sind folgende Präparate gelistet: Rebif®, wenn überlagerte Schübe das Geschehen prägen, Betaferon®, auch wenn überlagerte Schübe im Hintergrund stehen oder gar fehlen und Novantron® (bei aggressivem Verlauf).
Bei der primär progredienten MS (PPMS) ist bisher als einziges Präparat Ocrevus® gelistet.
Die 'autologe Stammzelltransplantation (aHSCT) ist zur MS-Behandlung PL (siehe 2.1 Anhang 1, KLV).
Sativex® (THC, Cannabidiol) kann als Spray bei schwerer MS-bedingter Spastik und fehlendem Ansprechen auf andere Antispastika angewandt werden.
Fampyra®(4-Aminopyridin) führt zu einer marginalen Verbesserung der MS-bedingten Gangstörung (OLU; in der Schweiz nicht zugelassen).
Siehe Neurorehabilitation.
Funktionelle Bildgebung wie DaTSCAN™ in Einzelfällen indiziert, etwa bei klinisch schwieriger bis unmöglicher Unterscheidung zwischen Parkinson-Syndrom und essentiellem Tremor (Link Pubmed).
Unter den stereotaktischen Eingriffen ist die tiefe Hirnstimulation (Nucl. subthalamicus, Gl. Pallidus, Thalamus) gegenüber ablativen Verfahren zu favorisieren. Für den focussierten Ultraschall zur stereotaktischen Parkinsontherapie stehen grössere Studien noch aus, mit der routinemässigen Anwendung dieser Methode sollte zugewartet werden (Pt. 2.3 Anh. 1, KLV).
Siehe Neurorehabilitation.
Indikationen:
In der Regel sind dafür Ausstattung und Erfahrung eines neurologischen Parkinson-Zentrums erforderlich.
In der Regel kommen wohl in erster Linie ambulante Rehabilitations-Verfahren zur Anwendung, bei gleichzeitig vorliegenden psychomentalen Beeinträchtigungen oder schwerwiegenden Begleiterkrankungen auch stationäre.
B. bei Diabetes oder B12-Mangel) ist eine wirksame Behandlung der Ursache indiziert.
Gegen neurogene Schmerzen können Pregabalin oder Gabapentin eingesetzt werden, gegen Schmerzen bei diabetischer Neuropathie auch Duloxetin (Link Pubmed).
Der Einsatz intravenöser Immunglobuline kann bei GBS und auch bei anderen Immun-Neuropathien (z.B. chronische inflammatorische demyelinisierende Polyradikuloneuropathie CIDP, multifokale motorische Neuropathie MMN) indiziertsein. Limitatio beachten.
Funktionell handelt es sich um sehr unterschiedlich stark ausgeprägte Funktionsstörungen, die bis zur Tetraplegie mit Dysphagie reichen können. Dementsprechend kann bei insgesamt guter Prognose des Krankheitsbildes eine mehrmonatige stationäre neurologische Rehabilitation erforderlich werden.
Neurorehabilitation: Patienten mit Erkrankungen des Nervensystems
Oktober 2018, Dr. med. Adriano Bont
Update: Januar 2019
Schweizerische Gesellschaft der Vertrauens- und Versicherungsärzte
Haben Sie Fragen, Bemerkungen oder Anregungen zur Gestaltung unserer Homepage?
Teilen Sie uns das doch bitte mit und kontaktieren Sie unsere Geschäftsstelle.
SGV
c/o MBC Markus Bonelli Consulting
Rudolf Diesel-Strasse 5
8404 Winterthur
Tel. 052 226 06 03
Fax 052 226 06 04
Email info@vertrauensaerzte.ch